Als junges Mädchen wollte sie Schauspielerin werden, später Anwältin für Menschenrechte. Geworden ist Maggie Shiffa am Ende Steuerberaterin mit eigener Kanzlei – durch eine ganze Reihe von Zufällen. Denn selbstständig werden wollte die Wahl-Fürtherin nie, und doch ist sie heute dankbar dafür, da sie auf diese Weise nachhaltige Start-ups unterstützen kann.
TaxTalents: Frau StBin Shiffa, wie verlief Ihr Weg zur eigenen Kanzlei?
Maggie Shiffa: Tatsächlich habe ich nach meinem Abitur zunächst ein Jura-, dann ein Wirtschaftsrechtsstudium begonnen. Letzteres habe ich abgeschlossen und bin anschließend für zwei Monate in eine mittelständische Kanzlei mit Rechts-, Wirtschafts- und Steuerberatung gegangen. Dort hat man mir signalisiert, dass ich als Wirtschaftsjuristin nie dieselben Verdienst- und Karrieremöglichkeiten habe würde wie die Volljuristen. Man bot mir daher eine Stelle als Steuer- und Prüfungsassistentin an, auf diese Weise kam ich mit dem Steuerrecht in Berührung – und bin letztlich dabei geblieben.
2020 habe ich das Steuerberaterexamen bestanden, schon seit 2018 war ich in einem Anstellungsverhältnis in einer kleineren Kanzlei. Dort habe ich meinen späteren Co-Founder Max kennen gelernt. Wir haben beide hauptsächlich Start-ups über eine Tochtergesellschaft der Kanzlei betreut. Diese Tochter wollten wir ursprünglich kaufen, was sich als nicht realisierbar erwies. Deshalb haben wir dann 2022 selbst neu gegründet.
TaxTalents: Mit ganz anderen Voraussetzungen als denjenigen, die Sie in Ihren bisherigen Jobs vorgefunden hatten, oder?
Maggie Shiffa: Ja, wir wollten beide keinesfalls so arbeiten wie unsere Chefs: Tag und Nacht und ohne die Möglichkeit, daneben noch ein normales Leben zu führen. Außerdem war es uns von Anfang an wichtig, nur eine bestimmte Klientel zu betreuen, nämlich Start-ups mit nachhaltigem Geschäftsmodell. Also sind wir gestartet: in einem Häuschen von Freunden im Grünen und dann nach sechs Monaten bereits mit zwei Mitarbeitenden. Dabei wollte ich nie selbstständig werden, als Kind einer DDR-Familie mit einer generellen Skepsis gegenüber übermäßigem Eigentum. Aber es war irgendwann die einzig sinnvolle Option.
TaxTalents: Was waren die wichtigsten und anstrengendsten Steps bei der Gründung?
Maggie Shiffa: Das zentrale Thema einer Kanzleigründung ist die Software. Wir hatten in der alten Kanzlei glücklicherweise die Umstellung auf Datev als Projekt betreut und konnten von daher alles selbst einrichten und aufbauen. Das hat uns sehr geholfen. Im nächsten Schritt haben wir begonnen, Unis anzusprechen, Workshops für Gründende dort angeboten, und uns in Netzwerken für nachhaltige Start-ups engagiert. Schließlich waren wir in dieser Bubble angekommen und haben eine ausreichende Anzahl an Mandaten, um uns beide und unsere derzeit fünf in Vollzeit Mitarbeitenden auszulasten.
TaxTalents: Warum ist Ihnen diese Mandats-Gruppe so wichtig?
Maggie Shiffa: Wir wollen mit Menschen zusammenarbeiten, die sich für gesellschaftliche Verbesserung einsetzen, das sind zum Beispiel Unternehmen aus dem Bereich nachhaltige Mode oder Forschungsfirmen, die an Müllaufbereitung mit weniger CO2-Ausstoß oder plastikersetzenden Materialien arbeiten. In diesem Jahr sind wir auch erstmals so weit, dass wir uns Zeit aus dem Kanzleijob raus nehmen können, um uns selbst mehr für gesellschaftliche Fragen zu engagieren, möglicherweise über Veranstaltungen oder einen Inkubator zum Thema hier in Franken, den es bislang noch nicht gibt. Das Ziel ist, Leute mit demselben Mindset zusammen zu bringen, ihnen Gemeinschaft zu ermöglichen.
Wichtig ist uns heute in der Kanzlei im Übrigen auch die Unterstützung von Female Founding. Frauen werden als Gründerinnen immer noch weniger Ernst genommen als Männer, haben viel größere Probleme, eine Finanzierung für ihre Vorhaben zu finden. Hier helfen wir mit unserem Netzwerk.
TaxTalents: Sie wollen aber auch noch weiter wachsen, oder?
Maggie Shiffa: Ja, das ist das Ziel, allerdings haben wir dafür keinen Fünf-Jahresplan, keine Riesenvision oder so etwas. Wir orientieren uns an unseren Grundpfeilern, und dann ergibt sich vieles einfach auf unserem Weg. So wie unser Büro, das wir durch einen Zufall gefunden haben. Es ist das Geburtshaus von Wilhelm Löhe in Fürth, und die Räumlichkeiten gleichen eher eine gemütlichen Altbauwohnung als einem Bürotrakt.
Wir haben zum Beispiel keine Besprechungsräume, da unsere Mandatsbetreuung digital läuft. Vielmehr wollten wir einen Ort schaffen, an dem sich alle wohl fühlen können, dabei spielen auch die Vier-Tage-Woche oder Hausschuhe eine wichtige Rolle. Unser Büro wird allerdings vielleicht auch bald zu klein wird. Denn tatsächlich werden wir bald noch Mitarbeitende brauchen, da eine Kollegin aus unserem Team bald das Steuerberaterexamen absolviert haben wird. Das gibt dem Ganzen dann noch einmal eine andere Dynamik.
TaxTalents: Lassen Sie uns noch einmal auf den Beginn Ihrer Selbstständigkeit zurückschauen – wie empfinden Sie diese Kette an Zufällen, die Sie dorthin geführt hat, heute?
Maggie Shiffa: Als Max und ich gekündigt hatten, schlug uns eine Welle der Negativität entgegen, wir mussten eine sehr schwierige Zeit gemeinsam durchstehen. Das hat uns so zusammen geschweißt, dass wir genau wissen, dass wir immer hinter dem anderen stehen werden. Dafür bin ich retrospektiv sehr dankbar, ebenso wie dafür, dass sich viele andere Pläne in meinem Leben – ich wollte als Kind Schauspielerin werden – zerschlagen haben. Denn auf diese Weise kann ich durch meine heutige Arbeit auch anderen aus dem Steuerrecht heraus helfen und damit mittelbar insgesamt die Gesellschaft voran bringen.
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