Nicht alle möchten hoch hinaus und Steuerberater* werden, aber auch nicht unbedingt das ganze Leben als Steuerfachangestellter arbeiten. Dazwischen gibt es zum Glück noch viele weitere Optionen. Doch wie sollst Du Dich da entscheiden? Und wie kannst Du wissen, welche Qualifikation oder Weiterbildung die Richtige für Dich ist?
Insbesondere bei den Weiterbildungen gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Häufig kommt dabei die Frage auf: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Bilanzbuchhalter und Finanzbuchhalter? Für welche Weiterbildung sollte ich mich entscheiden? Wir zeigen Dir Unterschiede und Gemeinsamkeiten, damit Du die richtige Entscheidung für Dich treffen kannst.
Zunächst schauen wir uns an, welche Aufgaben Finanzbuchhalter und Bilanzbuchhalter eigentlich haben. Darauf kommt es schließlich in Deinem Alltag später an. Deshalb haben wir Dir einmal grob zusammengefasst, welche Aufgaben Du in den verschiedenen Berufen übernehmen wirst:
Finanzbuchhalter | Bilanzbuchhalter |
Erstellung von Jahresabschlüssen | Erstellung von Jahresabschlüssen |
Lohn- und Gehaltsbuchhaltung | Prüfung von Bilanzen |
steuerrechtliche Beratung von Betrieben (vor allem zu Lohnsteuer, Umsatzsteuer, Arbeitsrecht etc.) | Budgetplanung und Beratung |
Verwaltung von Immobilien, Gütern und Finanzen | Kosten- und Leistungsrechnungen erstellen |
Bilanzierungen vornehmen | Beratung beim Finanzmanagement von Unternehmen und Mandanten |
Bilanzierungen vornehmen | |
steuerrechtliche Beratung | steuerrechtliche Beratung |
Wie Du siehst, überschneiden sich einige Aufgaben, andere liegen weiter auseinander. Grundsätzlich ist gut zu wissen, dass Finanzbuchhalter sich häufig um Betriebe und innerbetriebliche Fragen kümmern, z. B. auch um das Personal und Arbeitsrecht, während Bilanzbuchhalter eher auf die wirtschaftliche Seite spezialisiert sind, also welche Einnahmen und Ausgaben ein Unternehmen hat.
Übrigens: Was genau der Unterschied zwischen Steuerberater, Buchhalter und Finanzbuchhalter ist, haben wir in einem eigenen Artikel zusammengefasst.
Die Ausbildungen von beiden Berufen unterscheiden sich in einigen Punkten. Gemeinsam haben beide, dass es sich nicht um Erstausbildungen handelt, sondern um eine Weiterbildung, die auf eine kaufmännische Ausbildung aufbaut.
Um Bilanzbuchhalter zu werden, musst Du eine abgeschlossene Ausbildung und drei Jahre Berufserfahrung mitbringen. Dann kannst Du an der Weiterbildung und der bundesweit einheitlichen Prüfung zum Bilanzbuchhalter teilnehmen. Mit einem Studium verkürzt sich die Berufserfahrung auf zwei Jahre. Mehr zum Werdegang des Bilanzbuchhalters findest Du in unserem Steckbrief Bilanzbuchhalter.
Die Weiterbildung zum Finanzbuchhalter ist namentlich nicht geschützt, ebenso nicht die Berufsbezeichnung. Daher können auch die Anforderungen variieren. Grundsätzlich gilt, dass Du auch hier eine Ausbildung vorweisen musst und eine Berufserfahrung von mindestens einem Jahr. Mit einem Studium ist oftmals keine Berufserfahrung vorgesehen. Dann kannst Du die Weiterbildung zum Buchhalter oder Finanzbuchhalter machen.
Sowohl als Bilanz- als auch als Finanzbuchhalter stehen Dir viele Türen offen - nicht nur in der Steuerbranche. Doch besonders in Steuerkanzleien und bei Wirtschaftsprüfern sind Bilanz- und Finanzbuchhalter gerne gesehen und unterstützen bei der Beratung von Mandanten vor allem im unternehmerischen Bereich.
Aber auch in anderen Bereichen sind beide Berufsfelder anzutreffen. Bilanzbuchhalter werden häufig im Controlling eingesetzt und unterstützen die Geschäftsführung dabei, Einnahmen, Ausgaben, Investitionen und Budgets einzuhalten. Hier wertest Du nicht nur die bestehenden Zahlen aus, sondern gibst auch konkrete Vorschläge zur Verbesserung.
Auch Finanzbuchhalter arbeiten häufig außerhalb der Steuerbranche. Hier nehmen sie die Schnittstelle von Unternehmen, Banken, Geschäftspartnern oder Investoren ein und kümmern sich um relevante Zahlen und Bilanzen. Und auch mit den Bilanzbuchhaltern arbeitest Du zusammen.
Beim Gehalt gibt es zwischen beiden Berufen durchaus Unterschiede. Dazu muss gesagt sein, dass viele Finanzbuchhalter sich irgendwann zum Bilanzbuchhalter weiterbilden und dies als Aufstieg nutzen. Deshalb haben sie häufig mehr Berufserfahrung und verdienen dementsprechend mehr. Folgendes verdienen die beiden Berufsfelder im Durchschnitt:
Berufserfahrung | Bilanzbuchhalter (jährlich brutto) | Finanzbuchhalter (jährlich brutto) |
0-5 Jahre | 45.000-50.000 Euro | 35.000-46.000 Euro |
6-10 Jahre | 60.000-70.000 Euro | 46.000-50.000 Euro |
mehr als 15 Jahre | über 75.000 Euro | über 55.000 Euro |
Dabei kommt es natürlich auch noch auf andere Parameter an, wie weitere Qualifikationen, Deinen Arbeitsort, Deinen Arbeitgeber und auch Dein Verhandlungsgeschick. Aufgrund der Inflation kann sich das Gehalt auch noch ein gutes Stück nach oben anpassen in der Branche. Es handelt sich deshalb nur um eine grobe Schätzung auf Grundlage der letzten Jahre.
Tatsächlich erwerben viele Menschen zunächst den Finanzbuchhalter und entscheiden sich dann, die Weiterbildung zum Bilanzbuchhalter zu absolvieren. Das ist auf jeden Fall eine gute Option, wenn Du Schritt für Schritt vorgehen möchtest. Du kannst aber natürlich auch direkt den Schritt gehen, um die Weiterbildung zum Bilanzbuchhalter zu machen.
Viele Ausbilder und Arbeitgeber raten jedoch dazu, erst einmal die Weiterbildung zum Finanzbuchhalter zu machen. Grund dafür ist, dass hier weniger Berufserfahrung nötig ist und du bereits kurz nach der Ausbildung die Weiterbildung antreten kannst.
Außerdem gilt die Ausbildung zum Finanzbuchhalter als leichter und ist deshalb gerade für den Einstieg besser geeignet. Die Weiterbildung zum Bilanzbuchhalter beinhaltet viele Inhalte, die Du als Finanzbuchhalter schon kennst. Es ist deshalb leichter, diese Ausbildung mit den Vorkenntnissen aus der anderen Weiterbildung zu absolvieren.
Am Ende des Tages kommt es aber auf Dich und Deine Ambitionen an. Hast Du den Ehrgeiz und den Willen, direkt Bilanzbuchhalter zu werden, ist das selbstverständlich möglich, sofern Du die Voraussetzungen erfüllst. Vieles spricht aber auch dafür, erst den Titel Finanzbuchhalter zu erwerben.
Beide Berufsfelder sind eine gute Investition in Deine Zukunft. Es liegt bei Dir, welche Weiterbildung Dir mehr zusagt und in welchem Berufsfeld Du Dich eher sehen kannst. Wir sind uns sicher, dass Du beide Weiterbildungen rocken wirst!
Denk aber daran, dass das nicht die beiden einzigen Weiterbildungen sind, die in Frage kommen. Zum Beispiel kannst Du auch noch die Weiterbildung zum Lohnbuchhalter machen oder einen ganz anderen Weg einschlagen! Die Entscheidung liegt bei Dir.
Wenn Du Dir noch unsicher bist, schau Dich gerne noch auf unseren anderen Beiträgen um, die wir zu den verschiedenen Berufen geschrieben haben. Hier wirst Du sicher fündig und kannst bestens informiert in Deinen Traumjob starten!
* Um den Text leicht verständlich und unkompliziert zu halten, haben wir uns für die Nutzung des generischen Maskulinums, also der männlichen Form aller Hauptwörter, entschieden. Wir möchten aber niemanden ausschließen und weisen deshalb darauf hin, dass trotz der männlichen Form alle Geschlechter gemeint sind. Gerade die Branche der Steuerberatung ist sehr männlich dominiert. Wir wünschen uns unbedingt mehr Diversität in diesem Berufsfeld. Daher gilt: all genders are welcome!
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